Zweites Kind? JA oder NEIN?

Von Nadine Rautenstrauch

Von Nadine Rautenstrauch

Würdest du nochmal für ein zweites Kind entscheiden?

Ich wurde vor Kurzem gefragt, ob ich nochmal ein zweites Kind bekommen würde, wenn ich mich nochmal dafür oder dagegen entscheiden könnte.

Die Antwort lag mir tatsächlich sofort brennend auf der Zunge. 

Glasklar lag sie da und wollte hinaus. Ich wollte sie am liebsten hinausschreien. Ja, ich wollte am liebsten, die Frau, die mir diese Frage gestellt hatte, ganz fest an den Schultern fassen, ihr in die Augen schauen und ihr sagen: „Lass es sein. Bitte, lass es sein! Werde um deiner selbst willen bitte nicht noch einmal schwanger, es sein denn du hast die absolut super finanziellen Möglichkeiten, mit denen du dir Unabhängigkeit durch einen Stab  Haus- und Kinderpersonal verschaffen kannst. Dann kannst du darüber nachdenken.“

Es fällt mir immer noch nicht leicht, schonungslos ehrlich meine Erfahrungen weiterzugeben. Aber ich spüre in mir, dass es Zeit ist, dass wir Frauen ein Bewusstsein dafür entwickeln, was mit uns passiert. Was mit uns gemacht wird. Wie unsere Liebe, unsere Aufopferungsbereitschaft und unsere Hingabe ausgenutzt wird. 

Ich wollte eigentlich nie wirklich Kinder haben. Zumindest hatte ich sehr lange nicht das Bedürfnis danach. Ich erinnerte und erinnere mich noch sehr genau an die anstrengenden Situationen mit meinen beiden jüngeren Geschwistern.

Besonders erinnere ich einen Moment, eingequetscht in der Mitte der Rücksitzbank unseres Viertürers zwischen meinem kleinen Bruder links und meiner kleinen Schwester rechts, die sich über mich hinweg lautstark zankten und stritten. Ich erinnere meinem Vater, der in stoischer Gelassenheit den Wagen lenkte und meine erschöpft-gestresste Mutter, die sich auf dem Beifahrersitz um ihre eigene Achse zu verrenken versuchte, um das Geschehen hinter sich zu beruhigen.

In diesem Moment versprach ich mir keine eigene Familie zu gründen. Keine Kinder zu bekommen und wenn dann nur eines. 

Ich verankerte das Gefühl von nutzlosem Stress, Unwohlsein und eingeengt sein. Ich wollte eigentlich doch nur meine Ruhe haben. Und was bitteschön hatte meine Mutter davon, so viele Kinder zu haben? In diesem Augenblick war es für mich völlig unverständlich. Ich war nicht glücklich. Sie war nicht glücklich. 

Viele Jahre später präsentierte mein Bauchgefühl mir immer noch eine Erinnerung dieses Versprechens. Jedoch – ich ignorierte es!

Und was soll man? YEAP! Immer auf sein Bauchgefühl hören, Mädels! 

Was war passiert? 

Ich hatte den Partner gefunden, mit dem zusammen ich den Rest meines Lebens teilen wollte und mit dem ich mir unsere Zukunft rosarot und natürlich auch mit Baby ausmalte. 

Ich träumte von Zwillingen und hatte nicht die leiseste Vorstellung davon, was es bedeuten würde, ein einziges Baby zu haben. Erst einmal würde es unsere Liebe perfekt machen. Bestimmt.

Meinem eigenen Leben zu liebe, würde ich heute meinem Bauchgefühl von damals treu bleiben und nur ein Kind bekommen. Im Geheimen, an besonders anstrengenden Tagen, tagträume ich gar davon, wie es wäre, ohne Kinder zu leben.  

Es ist eben nicht so, dass Kinder pauschal glücklich machen. Es ist so gar nicht so. 

Aus der Perspektive einer Mutter mit noch kleinen Kindern, möchte ich sogar behaupten, mit jedem Kind erhöht sich die Chance, unglücklicher zu werden. Zumindest phasenweise.

Warum ist das so? 

Nicht, weil du nicht jedes deiner Kinder endlos lieben würdest und sie keine Wunschkinder wären, sondern weil all deine menschlichen Kapazitäten auf diese Kinder und das Drumherum fokussiert werden!

ALL DEINE KAPAZITÄTEN werden fokussiert. Was für eine Tragweite!

Du hast schlicht keine Zeit mehr dich selbst zu entwickeln und zu entfalten und was ich erschreckend spät bemerkt habe, du kannst dich auch sonst mit deiner Stimme und deiner Person lange Zeit nirgendwo mehr richtig engagieren. Denn du musst füttern, Windeln wechseln und dich kümmern! Tag und Nacht! Um alles und alle in deiner Familie. Und all dies selbstverständlich kostenlos und ohne für andere merkbar ins Schwitzen zu kommen. 

So ist es vorgesehen und es wird uns Frauen immer noch glaubhaft vorgegaukelt, dass dies unsere Bestimmung wäre, unsere Aufgabe im Leben, die uns mehr als alles andere erfüllen und glücklich machen soll. 

Autsch! Es tut weh, liebe Schwestern, aber das ist eine glatte Lüge! Es ist eine ausgeklügelte Falle des Patriarchats. Bist du einmal in sie getappt, ist es schwer ihr wieder zu entkommen. Ein jahrelanger Prozess, der bis die Kinder dir entwachsen sind, an dir haften bleiben wird. 

In meinen Coachings versuche ich dir zu helfen die Symptome zu lindern und dich zu stärken, damit du das unsichtbare System, dass dich gefangen hält, die Falle, in die du vielleicht getappt bist, entdecken kannst und es Schritt für Schritt schaffen kannst dich davon freizumachen.

Es gibt gute Gründe, die für zweite und weitere Kinder sprechen. Individuelle Gründe, individuelle Wünsche, individuelle Träume. 

Ein Fakt bleibt aber, jedes Kind mehr zehrt auch mehr an deinen Kapazitäten als Mutter und schwächt dich als selbstbestimmten Menschen. 

Also, nehme Rücksicht auf dich selbst und bekomme kein weiteres Kind allein gerechtfertigt aus dem Grund, dass dein erstes Kind ein Geschwisterkind bekommen sollte und auch nicht, weil dein Partner sich unbedingt noch Eines wünscht und erst recht nicht, weil ein Zweites halt jetzt dran wäre! Denn deine Schwester hat ja schließlich auch schon ihr Zweites bekommen und und und..

Und ja, ich weiß, das wäre so süß und die kleine Nummer 1 würde sich so über ein kleines Schwesterchen oder Brüderchen freuen. Zusammen würden sie weniger alleine durchs Leben gehen usw.. 

Ja, das stimmt. Es wäre zeitweise sogar ziemlich süß. Du könntest in der Schwangerschaft vor Zucker triefende Geschwisterbücher vorlesen und nach der Geburt würde es echt tolle authentische Happy Family Bilder geben. Aber dann folgt alsbald die Realität und diese besteht darin, dass du eben nicht Superwoman bist und dich um zwei Kinder genauso hingebungsvoll kümmern kannst wie vorher um das eine Kind.

Die Vorzeichen davon würden dir bereits in der zweiten Schwangerschaft geliefert werden, in der du dich eben nicht mal eben hinlegen kannst, wenn es nötig wäre, da es gerade einen Trotzanfall auszustehen gibt oder eine schmutzige Windel zu wechseln. So geht es nach der Geburt dann weiter, wenn dein Erstgeborenes lernen muss zurückzustecken und du dich im Normalfall bestimmt nicht daran ergötzen wirst, wie sich deine Kinder lauthals streiten und du nie eine Verschnaufpause einlegen kannst weil dich garantiert immer ein Kind braucht oder mit Fragen löchert. 

Mit einem Kind kann man auch noch super in ein Restaurant gehen und kommt selbst auch zum Essen. Denn im Bestfall gibt es ja zwei Elternteile und man kann sich aufteilen, um auf den Nachwuchs am Tisch zu achten. Hast du zwei Küken am Tisch sitzen, ist diese Option futsch. Guten Appetit zur kalten Suppe, sage ich da nur. 

Während ich diese Zeilen schreibe, denke ich mir: „will ich das wirklich posten“? 

Und ja, ich will. Ich muss. Denn ich erzähle eine der vielen Wahrheiten, die man bisher nur hinter vorgehaltener Hand hört oder überhaupt nicht!

Es braucht mehr Transparenz um eine Entscheidung von solch persönlicher Tragweite treffen zu können.

Es stimmt, ich habe zwei wundervolle Kinder und es gibt auch bei uns Momente wo ich wirklich glücklich und froh bin unsere Kinder zusammen zu sehen, aber wenn ich diese Momente aufschreiben und den vielen Stressmomenten gegenüberstellen würde, wäre ich heute schlauer als früher und würde mich gegen ein zweites Kind entscheiden. 

Ich würde mich für mich entscheiden. Ich würde dafür entscheiden meine romantischen Gefühle anders zu bedienen, würde meinen Freundinnen oder meiner Schwester unter die Arme greifen, falls ich mal Kinderentzug hätte und das Leben mit keinem oder nur einem Kind in vollen Zügen auskosten. 

Als unsere Tochter 3 Monate alt war, schwebte ich im 7. Himmel einer Erstlingsmama. 

Ich sagte zu meinem Mann damals: „Ich kann mir nicht vorstellen, jemals wieder ohne Baby zu leben.“ 

Haha. Bullshit! Heute weiß ich das. Aber mit dem ersten Kind ist – nicht immer, aber meistens – alles super, weil man noch in der rosaroten Bubble schwebt und lebt. 

Diese platzt aber, je höher die Belastung wird. Wenn man darüber logisch nachdenkt, kann es auch gar nicht anders sein. Aber Eltern denken oft nicht nach, sie werden gelockt und verlockt und geben sich hin anstatt hinzuschauen und hinzuhören. 

Nehmt doch mal die rosarote Brille ab und schaut euch ehrlich interessiert um, auf Spielplätzen zum Beispiel oder in Restaurants. 

Auf Spielplätzen bitte früh morgens und am besten sonntags. Wie sehen die Gesichter aus an dem einst so wundervoll freien Tag? Wie sehen die Interaktionen der Eltern aus? Sieht so Zufriedenheit und Glück aus? Glück mit Augenringen bis runter zum Bauchnabel? 

Und setzt euch abends um 20 Uhr mit einer Freundin in euer Lieblingsrestaurant. Guckt euch um. Wen seht ihr? In der Regel sind es junge ausgelassen plaudernde Menschen oder verliebte Paare. Ältere Menschen, die sich zum Geschäftsessen oder mit den Partnern verabredet haben. 

Auffällig, es fehlen die in der Mitte. Zumindest die Frauen. Die Frauen zwischen 30 und 40, die Mütter geworden sind und nun zu Hause bei ihren Kindern verhaftet sind. Natürlich und ganz freiwillig, aber trotzdem auf mehrere Jahre an ihren Nachwuchs gebunden. Ganz anders der junge Vater. Aber das ist ein weiteres Thema das die wirkliche Freiwilligkeit beleuchten würde.

Ich hoffe dich mit meiner aufrichtigen Antwort nicht geschockt, doch zumindest aufgeschreckt und wachgerüttelt zu haben. Manchmal braucht es klare Worte, denn die rosarote Hormonbrille ist niemals und wirklich niemals (!) eine gute Ratgeberin.

Achte auf dich und triff Entscheidungen, die dir selbst langfristig gut tun.

Deine Nadine

Nadine Rautenstrauch.

Nadine Rautenstrauch.

Hallo, ich bin Online-Coachin für Mütter. Meine Spezialität ist es Müttern den Rücken zu stärken, indem wir gemeinsam Lösungen und Träume lebendig werden lassen.

Nadine Rautenstrauch mit Au-Pair aus Taiwan.

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