- Deine Rente ist wichtiger als selbst gebackene Muffins für die Kita
- Nach der Geburt eines Kindes kommt es zu einer Retraditionalisierung
- Ohne Zeit, kein Geld
- Frauen halten nach der Familiengründung Männern immer noch den Rücken frei
- „Aber Geld ist mir nicht so wichtig”
- Frauen sind im Alter von Armut bedroht und sind sich dessen kaum bewusst
- Es ist Zeit, dass wir Frauen mit Kindern uns um unsere Finanzen und finanzielle Vorsorge kümmern
- Fataler Glaubenssatz: "Geld ist Männersache."
- Real Talk statt Baby Shower!
- Finanzielle Vorsorge sollte Familiensache sein
- Was du jetzt als Erstes tun kannst!
- Könntest du für dich alleine sorgen?
- Empfehlungen zum Thema finanzielle Vorsorge für Frauen und Mütter
Deine Rente ist wichtiger als selbst gebackene Muffins für die Kita
Weißt du, wie viel Rente du bekommen wirst? Hast du mit deinem Partner/Partnerin bereits darüber gesprochen, wie ihr einzeln finanziell im Alter abgesichert seid? 🤷♀️
Ich für meinen Teil kann dir verraten, meine Rente war so ziemlich das Letzte, an das ich gedacht habe, als ich mit meinem ersten Kind schwanger war.
So viele Veränderungen stürmten auf mich ein. So viele Gefühle. Es gab so vieles, was ich unbedingt „gut und richtig machen“ wollte, so vieles, dass mir unbekannt und fremd war und meine Aufmerksamkeit voll und ganz beansprucht hat.
Mein Mann und ich arbeiteten bis zur Familiengründung beide Vollzeit. Bezogen beide Gehälter auf unabhängige Konten und zahlten in unsere Rentenversicherung ein.
Wie vielen anderen Paaren auch fehlte uns die Erfahrung und die Vorstellung davon, wie ein Leben mit Kind/Kindern in der Praxis wirklich aussieht. Wir nahmen an, gleichberechtigt zu leben und dies auch mit Kind so beibehalten zu können.
Paare diskutieren zwar heute offen über Rollenverständnisse, aber unser Verhalten in der Praxis nach Geburt eines Kindes ändert sich tatsächlich wenig.
Und kaum ein Paar stellt sich Fragen zur finanziellen Gleichberechtigung und Vorsorge bevor oder während der Familiengründung.
Nach der Geburt eines Kindes kommt es zu einer Retraditionalisierung
Werdende Eltern unterhalten sich vor der Geburt über die Aufteilung der Elternzeit und der Elterngeldmonate. Sie sprechen aber leider nicht über die Verteilung der Hausarbeit und über den finanziellen Ausgleich für die Person, die ihre Vollzeit Erwerbstätigkeit unterbricht oder gar ganz aufgibt.
Gemäß „Gender Care Gap” sind es immer noch die Frauen, die nach der Geburt eines Kindes den Löwinnenanteil der unbezahlten Kümmerarbeit übernehmen und deshalb einige Zeit gar nicht oder nur in reduzierter Kapazität zu bezahlter Erwerbstätigkeit zurückkehren können.
Mit gravierenden Folgen für die Mütter in Bezug auf ihre finanzielle Unabhängigkeit und ihre Versorgung im Alter. Hier schlägt die Mutterfalle zu.
Ohne Zeit, kein Geld
Ich bin in meinen Beträgen schon oft an den Punkt gekommen, indem mir klar wird, dass „Zeit“ die eigentlich wertvollste Ressource ist, die wir haben, um unser Leben so zu gestalten, wie wir es uns wünschen.
Haben wir keine Zeit, weil wir als Mütter völlig von Care-Arbeit, mentaler und emotionaler Last und Verpflichtungen absorbiert werden, dann stehen wir einige Jahre später im besten Fall nur enttäuscht und frustriert von unserem Leben da und fragen uns, was wir nicht alles hätten machen können, hätten wir nur mehr Zeit gehabt.
Das passiert schleichend und doch so schnell. Wenn du nicht bewusst aufpasst und Grenzen für dich selber ziehst und Unterstützung für unbezahlte Arbeiten einforderst, dann bist du irgendwann an einem Punkt, wo du dafür keine Energie mehr aufbringen kannst.
Oft fallen mir im Alltag müde und nennen wir es „wenig begeisterte“ Gesichter von Müttern auf. Gesichter, die viel aussagen und doch so viel verschweigen. Erfüllung und Mutterglück, sieht meinem Empfinden nach anders aus. Es gibt für Mütter immer noch zu viel „entweder oder“, zu engen Bewegungsspielraum und zu wenig gelebtes „I can have it all!“
Viele Frauen würden liebend gerne Care-Arbeit und Mental-Load teilen. Es schreit nur niemand „her damit.“ Der „Gender Care Gap” mit all seinen weiteren Gaps als Folgen lässt grüßen!
Frauen halten nach der Familiengründung Männern immer noch den Rücken frei
Mütter halten Vätern immer noch den Rücken frei und nicht umgekehrt. Und deshalb ist die Ressource „Zeit” besonders für Mütter so knapp und damit wertvoll.
Wir Frauen dürfen verstehen, dass wir diese Ressource unbedingt verteidigen sollten. Ohne einen fairen Zeitanteil können wir es uns nicht ermöglichen, ein selbstbestimmtes Leben mit einer eigenen Agenda zu gestalten und laufen Gefahr von der finanziellen Abhängigkeit später in die Altersarmut rutschen.
Vom Gender Gap beim Lebenserwerbseinkommen fange ich nun gar nicht erst an. 💆♀️
„Aber Geld ist mir nicht so wichtig”
„Geld ist mir nicht so wichtig. Es ist mir wichtig, Zeit für meine Kinder zu haben.”, so hörte ich erst kürzlich wieder von einer Freundin, die sich damit schwertat, beruflich einen Wiedereinstieg zu finden.
Und weiter: „Wir müssen nur ein Auskommen haben, das reicht dann schon.”
Mhm.. wirklich? Wird das wirklich ein Leben lang reichen? Wird es reichen, sollte deine Beziehung in die Brüche gehen, dein Partner/Partnerin unerwartet krank werden oder sterben? Wird es reichen, dich vor der gefürchteten Altersarmut schützen? 🤔
Frauen sind im Alter von Armut bedroht und sind sich dessen kaum bewusst
Leider führt das in Deutschland immer noch gelebte traditionelle Zuverdiener-Modell, in dem der Vater die Familie ernährt und die Mutter einen Teilzeitjob neben der Fürsorgearbeit für die Kinder ausführt, auf ebenso traditionell ausgetretenem Weg in die weibliche Altersarmut.
Im Jahr 2021 ermittelt die Deutsche Rentenversicherung eine durchschnittliche monatliche Rente von Frauen in Höhe von 806 Euro. Männer erhalten im Schnitt hingegen 1.306 Euro.
→ Frauen befinden sich demnach unter der Armutsschwelle von 1.126 Euro (ermittelt durch das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut WSI der Hans-Böckler Stiftung).
In einem OECD-Vergleich ebenfalls von 2021 landen deutsche Frauen sogar auf dem letzten Platz, mit einem „Gender Pension Gap“ von >40 %.
Die Gründe für den „Gender Pension Gap” liegen in der geringeren durchgehenden Erwerbstätigkeit von Frauen. Bedingt durch Care-Arbeit, Teilzeitarbeit und anderen Unterbrechungen aufgrund von Familiengründung oder Angehörigenpflege.
Die größte Gefahr für Frauen später in Altersarmut zu landen, besteht darin, dass Frauen sich ebendieser Gefahr nicht bewusst sind!
Das Versicherungsunternehmen Allianz hat dazu 2020 eine Umfrage unter Frauen in Auftrag gegeben, die zu folgenden Ergebnisse kommt:
- 80 % der Befragten Frauen kannten das Gender Pension Gap nicht
- 59 % wissen nicht, mit wie viel Geld sie im Alter rechnen können
- Frauen schätzen den Abstand in der Vorsorge zu Männern auf 25 % ein
- 65 % der Frauen haben keinen konkreten Vorsorgeplan
Holy Shit! 🙈
Es ist Zeit, dass wir Frauen mit Kindern uns um unsere Finanzen und finanzielle Vorsorge kümmern
Sobald ein Kind auf der Welt ist, weiß Frau, was zu tun ist. Und es gibt viel zu tun. Es gibt so viel für die Familie zu tun, dass das sich kümmern um sich selber erst einmal auf der Strecke bleibt. Jetzt ist die Familie dran. Jetzt sollen die Kinder gut behütet und mit Liebe umsorgt aufwachsen können. Jetzt geht es los mit Care-Arbeit und Familienorganisation. Verantwortung für die Familie ist das Credo. Und wo bleibt die Verantwortung für dich selbst?
Weil vorab nicht darüber gesprochen wurde, ist der Partner im Beruf abgezogen und erfüllt die Ernährerrolle. Die eigen beruflichen und finanzielle Erwartungen von Müttern werden erst einmal aufgeschoben. Das mulmige Bauchgefühl meldet sich und Frau redet es sich schön. „Das ist halt jetzt erst mal so. Das wird auch wieder anders werden.”
Fataler Glaubenssatz: „Geld ist Männersache.“
Viele Frauen sind froh und dankbar, wenn sich der Mann „wenigstens“ um das Thema Geld und die Versicherungen kümmert und sie sich nicht auch noch damit befassen müssen. Und ich kann das so gut verstehen! Mir ging es ganz genauso!
Interessant dabei ist allerdings, dass die meisten Frauen davon ausgehen, der Mann würde sich automatisch besser mit finanziellen Themen auskennen und sich demnach für die Familie verantwortungsvoll verhalten. Die wenigsten Frauen überprüfen diese Annahme jedoch …
Wie die oben stehenden Antworten aus der Umfrage der Allianz es verdeutlichen, haben wir Frauen nicht das geringste Bewusstsein dafür, wie fatal es ist, wenn wir ausgerechnet die Fäden unserer eigenen finanziellen Existenz aus der Hand geben.
Es ist Zeit, über Geld zu sprechen!
Real Talk statt Baby Shower!
Wir sollten dieses Bewusstsein wie ein Lauffeuer von Frau zu Frau verbreiten. Indem vor allem Mütter anfangen, mit werdenden Müttern in den Real Talk zu gehen und ihnen die Denkanstöße geben, auf die man eben im Babyglückstaumel als Frau nicht kommt und von den wenigsten männlichen Partnern thematisiert werden. Denn sie selbst betrifft es ja vornehmlich nach der Geburt des Kindes auch nicht.
Finanzielle Vorsorge sollte Familiensache sein
Die finanzielle Vorsorge jedes einzelnen Familienmitgliedes für die Zukunft sollte diskutiert und geplant werden. Befasse dich mit deiner Vorsorge, falls du es bisher nicht getan hast. Wie viel Rente hast du aktuell zu erwarten? Wie viel Rente bräuchtest, du, um deinen Lebensstandard halten zu können. Welche Möglichkeiten gibt es, um diese Lücke zu schließen? Beachte, dass die gesetzliche Rente auch nur dazu gedacht ist, deine Grundversorgung zu sichern. Nicht deinen heutigen Lebensstandard zu halten.
In einem Artikel für die Frankfurter Rundschau appelliert Irene Götz:
„Kümmert euch beizeiten um euch selbst, sonst kümmert sich am Ende keiner um euch.“
Was du jetzt als Erstes tun kannst!
Als allerersten Schritt empfehle ich dir, ein Telefonat zu führen.
Und zwar mit der Deutschen Rentenversicherung. ☎️ 0800 1000 4800
Lass dir erklären, wie und wann du deine Kindererziehungszeiten für die Rente anrechnen lassen kannst. Dies passiert nicht automatisch! Du musst das selbst beantragen!
Und wenn du schon dabei bist, fordere deinen aktuellen Rentenstand an, damit du zusammen mit dem Vater deiner Kinder über deine Altersvorsorge sprechen kannst und ihr möglichst schnell Schritte unternehmen könnt, die eine mögliche finanzielle Versorgungslücke schließen können.
➡️ Hat dein Partner/Partnerin eine private Rentenversicherung abgeschlossen? Wie hat er für sich selbst vorgesorgt und was ist für dich geplant?
Mein Herz schlägt für Fairness zwischen Teamplayern.
Auch in der Familie
Könntest du für dich alleine sorgen?
Wenn man einzig nach den Eheschließungen geht, so lag die Scheidungsrate 2021 bei 39,9 %.
Bei Paaren mit Kindern ist auffallend, dass weiterhin die Zahl der alleinerziehenden Mütter deutlich höher ist, als die der Väter.
2021 waren laut dem Statistischen Bundesamt 2,15 Millionen Mütter 👩🍼und nur etwa 462.000 Väter 👨🍼Alleinerziehend in Deutschland.
Deshalb, stell dir selbst die Frage, ob du jederzeit wieder unabhängig leben könntest?
Sei mutig und schau dir deine finanzielle Lage an, solange du dies in Ruhe und ohne Not tun kannst.
Es mag jetzt unangenehm sein, aber später könnte es wehtun. Entscheide weise.
Im Anschluss an diesen Artikel findest du Links zu Lesematerial und zu Angeboten von ExpertInnen, die dich auf deinem Weg dabei unterstützen können, selbst die Verantwortung für deine finanzielle Lage in die Hand zu nehmen.
Empfehlungen zum Thema finanzielle Vorsorge für Frauen und Mütter
➡️ Buchtipp: Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen können*
➡️ Buchtipp: Frau und Geld: Wie Frauen finanziell unabhängig werden*
➡️ Finanzplaner: Finanzheldinnen – der Finanzplaner für Frauen*
➡️ Podcast: Mom & Money
➡️ Mentoring: Madame Moneypenny
➡️ Unabhängige Honorarberatung & Finanzakademie: Maiwerk
➡️ Investmentkurse für Frauen: Federleicht
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