Als Frau haben wir alle Rechte, als Mütter noch nicht.

Von Nadine Rautenstrauch

Von Nadine Rautenstrauch

HOPPLA! Wo kommt denn nun die Schürze her?

Ich habe vor ein paar Wochen ein Interview mit dem französischen Autor und Journalisten André Stern gesehen, das mich sehr bewegt hat. Er berichtet darin von einer Begegnung mit einer deutschen Frau, die zu ihm gesagt hätte:

„In Deutschland habe ich als Frau alle Freiheiten. Als Frau, nicht aber als Mutter.“

Über diesen Satz musste ich nachdenken.

Geht es dir genauso?
Ist er nicht irgendwie verstörend – dieser Satz?

Es stimmt, wir sind in Sachen Gleichberechtigung von Mann und Frau schon weit gekommen, aber das Rad scheint sich in vielen Familien wie von Geisterhand abrupt um Jahrzehnte zurückzudrehen, sobald wir Mutter werden.

Anfangs merken wir es nicht bewusst. Wir kümmern uns um den Nestbau und erfüllen die scheinbar ganz natürlichen Erwartungen und Pflichten einer Mutter mit Liebe und Hingabe. Außerdem wollen wir ja auf gar keinen Fall so sein wie die anderen. Also die anderen Mütter. Die Mütter, die heutzutage nichts mehr aushalten und die, man hört es ja immer wieder, ihre Partner voll jammern und nichts auf die Reihe kriegen.

Also performen wir.
Wir holen das Beste aus uns heraus.
Wir geben alles…

Und irgendwann, irgendwann, leider meistens erst wenn die Falle bereits fest zugeschnappt hat, fast alle Kraftressourcen verbraten sind, bemerken wir die ungleiche Rollenverteilung in die wir weggerutscht sind.

Ups!
Was ist denn da los?
Mami fühlt sich so ausgebrannt.

Warum arbeitet sie eigentlich seit Jahren rund um die Uhr unsichtbar und unentgeltlich und ohne Rentenrücklage weit mehr als 40 Stunden die Woche? Warum hat sie sämtliche Care Arbeit an der Backe und ist zur Haushalts- und Terminassistentin ihres Mannes und ihrer Kinder mutiert?  Warum kann ihr Mann ungestört arbeiten gehen und Karriere machen, während der Kindergarten – obwohl er beide Handynummern der Eltern gespeichert hat – immer nur bei ihr anruft, wenn ein Kind krank ist und abgeholt werden muss?

Denkpause

Eine Mutter berichtete mir vor kurzem sie habe einen miserablen und schlecht bezahlten Teilzeitjob nur angenommen um abseits von zu Hause auch mal in Ruhe eine Tasse Kaffee trinken zu können und ihr eigenes Büro zu haben.

Chapeau! Denkpause die Zweite.

An wem blieb, wie doch bereits beachtlich viel reflektiert, das meiste Homeschooling während des Pandemie-Lockdowns hauptsächlich hängen? Wer musste sich mehrheitlich ein Bein ausreißen und auf Schlaf verzichten, um die eigene berufliche Tätigkeit von zu Hause aus wenigstens noch ansatzweise erledigen zu können?

Wie hießen sie noch?
Diese fleißigen, vielseitig belastbaren Bienchen?

Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) konnte aus erster Front berichten, wie schwer das Homeschooling für ihre beiden Kinder zu organisieren war. Eine Thematik, mit der sich Markus Söder (CSU), seines Zeichens auch Vater, wohl in der eigenen Praxis scheinbar nicht auseinandersetzen musste. Er dankte an seinem 50. Geburtstag gegenüber dem Merkur seiner Frau, dass sie seine Kinder so großartig erziehe.

Schnapp! Falle die Wievielte?  

Ich selbst musste während meiner ersten Schwangerschaft 2014 schwerste Überzeugungsarbeit leisten, um meinen Mann davon zu überzeugen, dass er es sich erlauben dürfe, nein müsse, die zwei ihm rechtlich zustehenden Vätermonate Elternzeit zu nehmen.

Frau mag es kaum glauben, aber mein Geliebter war felsenfest davon überzeugt sich dies beruflich nicht herausnehmen zu können. Auf keinen Fall. Das ginge nur in „meiner Welt“.

„Meine Welt?“
Ihr könnt euch sicherlich die inneren sehr, sehr großen Fragezeichen vorstellen, die sich in mir bildeten. ??????

Schließlich willigte er mir zuliebe ein die Vätermonate in der Firma zu kommunizieren.

Zumutbar aufgeteilt in zweimal vier Wochen versteht sich. Ich war erleichtert.

Geht doch!

Der Anfang war also gemacht. Er würde nachher schon selbst erleben, dass es sich gelohnt hat und die besondere Zeit mit Baby ja schließlich auch nicht mehr wieder kommen würde.

Schwärm schwärm …

Dachte es und erwachte unsanft aus seinem Traum.  Kaum zwei Tage später nachdem nämlich das Personalbüro die Anmeldung der Elternzeit vorliegen hatte wurde mein Mann ins Büro des Firmenchefs zitiert.

Der leicht ergraute Herr im typisch deutschen Manageralter von ungefähr 55 Jahren war äußert aufgebracht und überhaupt so gar nicht der Meinung, dass mein Mann sich „so etwas“ in der leitenden Funktion, die er schließlich innehatte leisten dürfe. Er habe schließlich Vorbildcharakter! Nicht auszudenken, wenn andere Mitarbeiter es ihm nachmachen würden!

Nein, DAS kann nun wirklich nicht im Sinne der Erfinder sein.

Beschwichtigend fügte er hinzu, ein Mann könne doch mit einem Baby sowieso noch nichts anfangen und er solle sich das aus dem Kopf schlagen. Damit, war das Gespräch beendet.

So zurecht gewiesen berichte mir mein Mann abends zu Hause von dem Gespräch:

„Ich habe es dir doch gleich gesagt! Das geht ja auch wirklich nicht. Ich führe schließlich über 100 Mitarbeiter.“

(In welcher Welt lebt diese Frau?)

Ich war außer mir. Ich empfand so eine himmelschreiende Ungerechtigkeit dem Baby gegenüber, meinem Mann als zukünftigem Vater gegenüber und mir selbst, der nicht zugestanden wurde, direkt nach der Geburt ihres ersten Kindes die neue Herausforderung und auch das Glück wie selbstverständlich gemeinsam mit meinem Mann zu erleben und Unterstützung zu erfahren, ohne dafür kostbare Urlaubstage, die wir ja auch für das Kind benötigen würden, verbraten zu müssen.

In meinen Augen wurde ich persönlich als Mutter das erste Mal mit Füßen getreten. Allein gelassen und mit Füßen getreten. Und wirklich mittelalterlich behandelt.

Ja, in meiner Welt konnte ich es tatsächlich nicht fassen, dass das wirklich real geschehen war.

Verkündete nicht überall die Politik lautstark die neuen Möglichkeiten und Rechte für Familien? War ich nicht eine emanzipierte Frau mit allen Rechten?

In meiner Verzweiflung schrieb ich eine E-Mail an das Familienministerium, das damals unter der Leitung von Frau Schwesig stand.

Hier ein Auszug aus der ernüchternden Antwort ihres Teams:

„ …
Das heißt, Elternzeit ist ein Rechtsanspruch, der vom Arbeitgeber nicht abgelehnt werden kann.

Das bedeutet, der Vorgesetzte Ihres Mannes kann dessen Elternzeitbegehren nicht ablehnen. Er kann dem kritisch gegenüberstehen, aber die Einstellung und Meinung von Personen lässt sich gesetzlich natürlich nicht normieren.

Wenn Ihr Mann nunmehr aus Sorge vor einer künftigen Kündigung sowie einem schlechten Verhältnis zu seinen Vorgesetzten auf die Elternzeit verzichtet, dann ist das natürlich schade, liegt aber in der Entscheidung Ihres Mannes. Wenn er Elternzeit nehmen möchte, kann er dies selbstverständlich tun. Der Gesetzgeber kann keinen unbegrenzten Kündigungsschutz bieten und kann auch nicht reglementierend in das Betriebsklima von Unternehmen eingreifen. Eine familienfreundliche Firmenpolitik muss aus dem Unternehmen selbst kommen. Der Gesetzgeber kann hier Anreize schaffen oder Unterstützung bieten.

Eine – aus Arbeitnehmersicht – „verpflichtende“ Elternzeit für Väter wird schwierig umzusetzen, da der Gesetzgeber keinen Vater zwingen möchte, sich in Elternzeit zu begeben, wenn er das nicht will. Das ist eine freie und individuelle Entscheidung eines jeden Arbeitnehmers. Eine „verpflichtende“ Elternzeit aus Arbeitgebersicht gibt es ja bereits: Der Arbeitnehmer hat einen Rechtsanspruch darauf, den der Arbeitgeber nicht verwehren kann. Der Arbeitgeber wird also gar nicht um Zustimmung gebeten, sondern kann die Inanspruchnahme der Elternzeit lediglich zur Kenntnis nehmen.“

Bähm. Klasse.

Ich fand es in erster Linie super eine Antwort erhalten zu haben, es hat mich erleichtert zumindest angehört worden zu sein. Dafür war ich dankbar.

Nur bekam ich leider wieder große Augen als ich las, dass man sinngemäß keinem Vater zu seinem Nachwuchs zwingen kann (?). Aber die Mutter schon oder wie?

Es ist eben Pech für Mami, dass das Baby aus ihrem Bauch kommt. Sie kann sich ja jetzt auch ganz freiwillig entscheiden den Mutterschutz aufzuheben und ihre Arbeitsstelle nicht zu verlassen, gel? Mami zwingt die Natur und der Gesetzgeber tut das auch. Papi kann und darf man dagegen auf gar keinen Fall zu etwas zwingen. Auch nicht zu seinem Besten. Nein! Wo kämen wir denn dahin! … und die meist noch männlich geführten Firmen, gegründet in einer anderen Zeitrechnung selbstverständlich auch nicht. Ganz klar.

Kopfschütteln & Resümee

Ja, die Frau aus dem Interview mit Herrn Stern mag wohl recht behalten. Wir sind als Frauen weit gekommen. Jedoch ist es nun wieder an uns, uns diese Freiheit nicht unbemerkt und kampflos nehmen zu lassen, sobald wir Mutter geworden sind.

Mir ist es mittlerweile wichtig ein Bewusstsein für Ungleichheit zu entwickeln und unfaire Behandlung offen zu thematisieren. Wenn wir uns darüber austauschen, schaffen wir eine Verbindung zwischen Müttern und mutigen Vätern, die uns Kraft gibt und mit der Zeit Veränderung bewirken wird.

P.S.:
Postet oder schickt mir gerne eine E-Mail mit euren eigenen Geschichten und Erlebnissen.

Benutzt dazu das #Gleichberechtigung für Mütter im Betreff.

Ich danke euch.

Auf die Freiheit!

Eure Nadine

Nadine Rautenstrauch.

Nadine Rautenstrauch.

Hallo, ich bin Online-Coachin für Mütter. Meine Spezialität ist es Müttern den Rücken zu stärken, indem wir gemeinsam Lösungen und Träume lebendig werden lassen.

Nadine Rautenstrauch mit Au-Pair aus Taiwan.

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